In dieser Reihe stelle ich in loser Folge mein Arbeitsgerät vor und gebe Tips zum Gebrauch desselben. Dabei will ich nicht allzu technisch rüberkommen, sondern das ganze mehr von der praktischen Seite betrachten.
Allgemein ist man im Objektivbau stets darum bemüht, möglichst scharfe, kontrastreiche Bilder über das gesamte Bildfeld zu kriegen und gleichzeitig alle anderen Abbildungsfehler wie Farbsäume an Kontrastkanten (chromatische Aberation), Verzeichnung und Vignettierung minimal zu halten.
Ganz anders ist das Lensbaby: Alle Bildfehler, die man anderen Optiken mühsam abtrainiert hat, zeigt das Lensbaby, schlimmer noch, es hat nicht einmal Autofokus oder den Luxus einer Springblende!
Das liegt daran, wie so ein Lensbaby aufgebaut ist: Zwei -mittlerweile vergütete – Linsen in einem Plastiktubus, das war’s im Prinzip. Scharfgestellt wird bei den alten Modellen durch Zusammendrücken des Schlauches, der den Tubus darstellt, beim meinem neueren LB Composer durch das Vor- und zurückdrehen des vorderen Linsenelements. Gleichzeitig kann man durch seitliches Kippen des vorderen Elements den Schärfebereich, den „Sweet Spot“, im Bild verlagern.
Scharf ist dabei aber relativ – denn je nach Blende ist nur ein mehr oder weniger großer Bereich in der Bildfeldmitte scharf, nach außen verliert sich alles in zunehmend gröberen Unschärfekreisen, oder sagen wir besser, Unschärfeeiern. Will man die Blende verstellen, muß man umständlich mit einem Magnetstäbchen die eingelegte Lochblende rausfummeln und eine andere Lochblende mit einem anderen Durchmesser einlegen – oder eben auch nicht, wenn man bei Offenblende arbeiten will.
Merke: Der Schärfebereich eines Lensbabys nimmt mit kleinerer Blende nicht nur nach vorne und hinten zu (Schärfentiefe), sondern auch zu den Seiten hin.
Klingt alles furchtbar umständlich, warum will man mit sowas arbeiten? Nun, sehet selbst:
Gerade die technische Unvollkommenheit verleiht dem Bild etwas leichtes, luftiges.
Hier verleiht die Unschärfe dem eigentlich ruhigen Motiv eine Dynamik, fast, als würde die DS fahren.
In der Regel sind die Blendenöffnungen kreisrund, was auch zu dem weichen Bokeh beiträgt, aber das muß nicht sein. Man kann sich auch welche kaufen oder selbst basteln, die andere Formen haben. Sterne z.B., bei geeignetem Licht hat man dann sowas:
Oder sowas…
In Verbindung mit einem Weitwinkelkonverter kann man das Lensbaby auch wie ein Tilt-Shift-Objektiv einsetzen und damit so eine Art Modelleisenbahneffekt erzielen.
Natürlich ist da auch immer viel Ausschuß dabei, deswegen benutz ich als Hochzeitsfotograf oder bei bezahlten Shootings das Lensbaby erst, wenn alle wichtigen Bilder mit normalen Objektiven geknipst sind. Aber manchmal lohnt sich’s dann eben doch. 🙂